Pressetext
Seine Karriere begann im Ghetto von Hanau, von dem er schließlich als erster jüdischer Künstler mit akademischer Ausbildung zum „Maler der Rothschilds und Rothschild der Maler“ aufstieg:
Zum ersten Mal widmet sich ein Dokumentarfilm Moritz Daniel Oppenheim, der mit seinen jüdischen Genredarstellungen nicht nur erstmalig ein jüdisches Selbstbewusstsein in der Kunst etablierte, sondern einen aktiven Beitrag zum interkonfessionellen Dialog leistete – ein Thema, das gerade heute kaum aktueller sein könnte.
Als die Stadt Hanau bei Frankfurt/M. im Sommer 2015 ihrem wohl berühmtesten jüdischen Sohn mitten im Zentrum ein Denkmal setzt, nimmt die junge Filmemacherin Isabel Gathof dies zum Anlass, die Lebenslinie Oppenheims nachzuzeichnen und den Menschen hinter der Statue emotional erlebbar zu machen.
Wer war dieser außergewöhnliche Künstler, der Zeitgenossen wie Heinrich Heine, Johann Wolfgang von Goethe, Felix Mendelssohn-Batholdy und nicht zuletzt seine Mäzene aus der renommierten Bankiersfamilie Rothschild auf Leinwand bannte? Welche Rolle spielte sein Werk beim Kampf der Juden um rechtliche und soziale Gleichberechtigung in dem von Revolutionen geprägten Deutschland des 19. Jahrhunderts?
Moritz Daniel Oppenheim hat sich mit seinem Hauptwerk, den Darstellungen zum jüdischen Familienleben als einer der wichtigsten visuellen Chronisten eines bedeutenden Kapitels deutsch-jüdischer Geschichte – dem Zeitalter der Jüdischen Emanzipation – profiliert. Die liebevolle, detailgetreue Wiedergabe gelebter, jüdischer Rituale macht ihn bis heute nicht nur unter Kunsthistorikern und Judaisten zu einer wertvollen Quelle deutsch-jüdischer Kultur.
Heute in Vergessenheit geraten, erreichte Oppenheim zeitlebens bis in die 1930er Jahre ein weltweites Massenpublikum. Die Alben mit seinen Bildern erlangten bis in die USA Bestseller-Status und hielten Einzug in die Populärkultur.
Der Film geht auf internationale Spurensuche nach Menschen, Motiven und Museen, in denen das Erbe des Künstlers bis heute lebendig fortbesteht.
Auf zwei abwechselnden Erzählebenen wird der Zuschauer mit auf eine Reise genommen, die das sinnbildliche „Werden“ Moritz Daniel Oppenheims auf bislang noch nie da gewesene Art & Weise zeigt: zum einen zeichnen Interviews mit international renommierten Kunsthistorikern aus dem In- und Ausland sein Leben & Werk nach – Begegnungen mit direkten Nachfahren des Künstlers sowie von ihm Portraitierter schaffen zusätzlich einen sehr persönlichen Zugang zum Thema. Zum anderen dokumentieren imposante Bilder auf der zweiten Erzählebene den kreativen Entstehungsprozess des von den Bildhauern Robert Schad und Pascal Coupot geschaffenen Oppenheim-Monuments – vom Golem-artigen Miniatur-Modell im Atelier in Frankreich, bis hin zum funkensprühenden, heißen Eisen in der Gießerei, in der das stählerne „Alter Ego“-Oppenheims wie Phönix aus der Asche steigt. Ein eigens auf die Filmbilder komponierter Soundtrack, der in Zusammenarbeit mit der Neuen Philharmonie Frankfurt entstand und in einer Fusion aus klassischer und elektronischer Musik in Reminiszenzen an das Werk Felix Mendelssohn-Bartholdys Brücken vom Damals ins Heute schlägt, runden das bildgewaltige Erlebnis ab.
So entsteht ein einzigartiges und sehr plastisches Portrait eines Künstlers, der seiner Identität in bewegten Zeiten stets treu geblieben ist. Ziel des Dokumentarfilmes ist es, Oppenheim dem Vergessen zu entreißen und ihm seinen angestammten Platz in der deutschen Künstlerlandschaft des 19. Jahrhunderts zurück zu geben.